Gesellschaft für außergewöhnliche Ideen


Aus: Süddeutsche Zeitung (München), 7. April 1999

Ramersdorf:

Fadenförmige Solarzellen und Brücken für die Ewigkeit

Der Club der klugen Köpfe

Gesellschaft für außergewöhnliche Ideen kümmert sich um verkannte Erfinder


            Von Thomas Kronewiter

Wenn Armin Witt zu träumen beginnt, denkt er an ein Leben auf seiner Segelyacht, weitgehend autark, unabhängig von der Zivilisation. Der Gründer der Gesellschaft für außergewöhnliche Ideen hat sich auch schon ein Energieversorgungskonzept für sein derzeit zerlegtes Boot zurechtgelegt - fadenförmige Solarzellen, eingewebt in die Segel seiner Yacht. Eine verrückte Idee? Die gibt es schon von Haus aus nicht für Erfinderfreund Witt. Und schließlich kennt er den Mann, der die fadenförmigen Solarzellen erfunden hat, persönlich.

Denn bei den Treffen der Gesellschaft für außergewöhnliche Ideen im Alten Wirt in Ramersdorf geben sich haufenweise Erfinder ein Stelldichein - vor allem findige Köpfe, deren Ideen sich noch nicht so recht durchgesetzt haben. Doch wer glaubt, er könne die Veranstaltungen bloß als ein Treffen von Spinnern abtun, der greift zu kurz. Nicht umsonst gehören Patentanwälte zu den regelmäßigen Gästen im Alten Wirt - und auch Helmut Hoegl, der Erfinder der fadenförmigen Solarzelle , hat beruflich schon einiges vorzuweisen. Der Chemiker, ehemals Generaldirektor des Genfer Forschungsinstituts Battelle, hat beispielsweise die photoleitende Eigenschaft von Kunststoffen entdeckt, die heute serienmäßig in Kopiergeräten Anwendung findet. Doch die drahtförmige Solarzelle, nach Hoegls Berechnungen wesentlich günstiger und praktischer in der Anwendung als die bekannten Solarzellen, verkauft sich einfach nicht. "Es war eine der größten Überraschungen meines Lebens, daß ich so eine Erfindung gar nicht losbringe."

Damit, daß Großfirmen, die ihr Geld mit dem teuren Verkauf der üblichen Solartechnik verdienen, "eine Optimierung nicht beabsichtigen," hat sich Hoegl inzwischen abgefunden. Doch selbst innovativen Kleinunternehmen fehlen nach seinen Erfahrungen entweder die Risikobereitschaft oder das Geld, das Patent auszubeuten. "Wir müssen ständig bohren", verdeutlicht deshalb auch Armin Witt eine wesentliche Aufgabe der von ihm gegründeten Gesellschaft. "Wir ergreifen Partei für Erfinder und Entdecker." Denn die Liste der unterdrückten Ideen ist immens lang, das weiß Buchautor Witt nach jahrelangen Recherchen in der Erfinderszene. "Jede Erfindung ist ja auch eine Kritik am Bestehenden."

So ist es Helmut Hoegl mit seinen Solarzellen ergangen. Der Chemiker hat zwar auf eigene Kosten mehrere Laborexemplare bauen lassen und demonstriert Interessenten beim Test in seinem Garten jederzeit deren Funktionsfähigkeit: Doch Briefe, in denen mit Hinweis auf fehlende technische Reife oder die Risiken der Serienfertigung eine Weiterentwicklung abgelehnt wird, hat Hoegl nach jahrelangen Vermarktungsversuchen gleich dutzendweise abgeheftet. Armin Witt ist deshalb ganz neue Wege gegangen, hat bei einer China-Tournee vor wenigen Wochen das Interesse im fernen Osten abgeklopft. "Wir wollen versuchen, das weltweit zu organisieren." Präsentationen von Erfindern gibt es deshalb nicht zuletzt auch im Internet unter der Adresse http://www.arminwitt.de

Damit will Armin Witt Erfindern ein noch besseres Forum zur Demonstration ihrer Ideen bieten. Auf der Homepage, die erst seit einigen Wochen existiert und fortwährend erweitert wird, präsentiert beispielsweise der Erdinger Restaurator Josef Moser sein optimiertes Windkraftmodell. Philipp Schreck wirbt mit "Brücken für die Ewigkeit", Lutz Kroeber demonstriert das Prinzip "Wasserkraft ohne Stausee". Das nächste Treffen der Gesellschaft für außergewöhnliche Ideen findet am Freitag, 9. April, um 19 Uhr im Alten Wirt, Aribonenstr. 6, statt. Dann wird ein vollkommen neuartiges Wasserkraftwerk vorgestellt.

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E-Mail: arminwitt@t-online.de

 

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