Gesellschaft für außergewöhnliche Ideen

Aus: Süddeutsche Zeitung (München/Erding), 29. Juni 1999

Auf der Suche nach dem Ich

In der Werkstatt des Erdinger Künstlers und Erfinders Josef Moser

Von Peter B. Heim

Pretzen - Entdeckungen und Erfindungen wurden und werden nicht immer freudestrahlend begrüßt, es gibt nicht wenige Beispiele dafür, daß sie totgeschwiegen oder verfälscht wurden. Diese Erkenntnis animierte den Münchener Politologen Armin Witt, ein Buch zu schreiben, das eine mittlere Lawine auslöste. Und Erfinder sahen sich durch dieses Buch bestätigt und in Armin Witt einen Anwalt ihrer Interessen. Eine Konsequenz daraus war die Gründung einer Gesellschaft für außergewöhnliche Ideen, die sich inzwischen und dank Internet weltweit bemüht, Erfindungen publik zu machen. Erfindungen, wie sie zum Beispiel auch der Pretzener Josef Moser macht. Der von der Regierung von Oberbayern veranstaltete „Tag der offenen Gartentür“ war Anlaß, daß sich nicht nur Gartenfreunde bei Josef Moser einstellten und seinen kunstvoll wildgewachsenen Garten mit den Objekten Josef Mosers bewunderten, es kamen auch Erfinderkollegen und Mentor Armin Witt.

Und auch sie hatten allen Grund zu staunen. Josef Moser sagt von sich, daß er ein ewig Suchender sei. Daß er dann auch findet, dafür gibt es mindestens zwei Gründe: “Was mich stört, das will ich ändern.“ sagt er, und daß es eigentlich schon alles gäbe. So denkt er sich etwas aus, was er dann in der Natur in irgendeiner Form wiederfindet. Und daraus entstehen Biogas-Anlagen, Rotoren für Windmühlen oder wabenartig aufgebaute Holzteile, die andere Materialien an Festigkeit weit übertreffen. Wenn er sich seine Ideen auch von der Natur bestätigen läßt,, Material holt er sich oft von Schrottplätzen, wie der Weg in die Erfinder- und Künstlerwerkstatt zeigen. Hier lagern alte Kessel und neue Antennenschüsseln, eine riesige Metallröhre mit schiffschraubenähnlichen Teilen, Eisen und Kunststoffe in den unterschiedlichsten Formen. In der Werkstatt demonstriert er dann allerdings, was man mit einer Zeitung und handelsüblichem Leim machen kann: gerade und gebogene Teile von extremer Festigkeit, durchaus geeignet, um zum Beispiel im Fahrzeugbau eingesetzt zu werden. Das Prinzip ist verblüffend einfach: Josef Moser hat in das Papier pyramidenförmige Erhebungen gepreßt, die erprobte Statik jeder einzelnen Pyramide sorgt dann für die allgemeine Festigkeit.

Was die Besucher seines Gartens schon feststellen konnten, setzt sich beim Besuch in der Werkstatt fort: das Staunen über eine Kreativität jenseits der Normen und üblichen Begriffe. So wie er Teile eines Baumes durch einen Kran in seinen Garten pflanzen ließ, so wie man beim Gang am kleinen Teich entlang immer wieder auf Skulpturen stößt, auf Installationen aus behauenem Stein und metallenen Säulen, die immer auch Teil des Ganzen sind, so sind auch die Erfindungen vom Josef Moser ein Teil aus seinem Leben.

Da rückt er Schnecken zu Leibe, wärmt sich sein Wasser auf, und ersetzt den Griff nach bereits existierendem durch neue und einfache Ideen, die Umwelt zumeist entlasten und auch kostengünstig zu realisieren sind. Was andere wegwerfen, entsorgen, damit macht er etwas Sinnvolles. Man muß ihm Recht geben, diesem Josef Moser: Er sieht einfach mehr als andere Menschen. Aber das sehen eben andere Menschen oft nicht so gerne.

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E-Mail: arminwitt@t-online.de

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