Gesellschaft für außergewöhnliche Ideen
Norbert Thalmeier

Der Mensch ist doch kein Sack

Kommentar zum Vortrag  von Dr. Kapuste in der Gesellschaft für außergewöhnliche Ideen

Diesen Kommentar schreibe ich, damit niemand glaubt, daß alle Mitglieder der Gesellschaft für außergewöhnliche Ideen ganz und gar  hinter den Ausführungen von Dr. Kapuste, besonders der von ihm verfochtenen orthomolekularen Therapie stehen würden.
Den ersten Teil seines Vortrages mit umfassenden Studien zur medizinischen  Ausbildung an Universitäten verschiedener Länder fand ich hochinteressant. Auch beeindruckte mich die hohe Motivation des Vortragenden. Er ist ein Idealist, deren es leider zuwenige gibt, der aus voller Überzeugung, und nicht aus Profitgier handelt.
Ganz im Gegensatz zu einem auch bei dieser Versammlung anwesenden Vertreter, deren es leider zuviele gibt, die mit horrenden Preisen ihre Produkte verkaufen wollen, indem sie nach erfolgter Kritik an  Pharmaindustrien und dem vorherrschenden medizinischen System ihre Produkte als natürlich, gar biologisch, ohne unerwünschte Wirkungen auch bei hohen Dosen etc. darstellen.
Dieser Eindruck kam besonders zum Ausdruck, als Dr. Kapuste im zweiten Teil seines Vortrages, nämlich über orthomulekulare Therapie, erwähnte, daß es die meisten dieser Mittel sehr wohlfeil in Apotheken zu kaufen gäbe (und Preise nannte), worauf dieser Herr den Einwurf machte, mit solchen Äußerungen würden die Preise ruiniert. Als er die allgemeine Reaktion des Publikums bemerkte, beteuerte er, es handele sich um einen Scherz.

Klarstellung: Die orthomolekulare Medizin ist keine Ernährungsform und widerspricht den Gesetzen der Naturheilkunde.

Nicht alles, was von dem, was in den Universitäten offiziell gelehrt wird, abweicht, kann man als Naturheilkunde betrachten. Laut Christoph Wilhelm Hufeland dient die Naturheilkunde der Natur, die Schulmedizin jedoch der Schule, d.h. sich selbst (gekürzt aus neue Auswahl kleiner medizinischer Schriften Bd.I, Berlin 1834, S.110). Diesen Selbstzweck sehe ich in so manchen, wie Pilze aus dem Boden schießenden, sich naturheilkundlich nennender Therapieverfahren. Dazu gehört meiner Meinung  nach auch die orthomolekulare Therapie, die sich als Ernährungstherapie bezeichnet. Diesen Begriff halte ich für unrichtig, weil diese Therapie nicht aus Ernährungsrichtlinien besteht, sondern zum Einnehmen von qualitativ und quantitativ so in der Natur nicht vorkommenden Stoffen verleitet.
In den meisten naturheilkundlichen Verfahren wird versucht, in die Regulationsmechanismen des Menschen derart einzugreifen, daß im Idealfall nach erfolgter  Therapie weder Medikamente noch ein Behandler gebraucht wird.
Voraussetzung dafür ist jedoch eine gesunde Lebensweise (Atmung, Bewegung, Psychohygiene, soziokulturelles Umfeld) sowie eine vollwertige, biologische, individuell angepaßte Ernährung. Dann hat der Körper die Möglichkeit, sich zu nehmen, was er braucht, diese Grundstoffe aufzubereiten und angebracht zu verwerten. Bei entsprechender Selbsterziehung zu einer gesunden Lebensweise wird das Individuum allmählich wieder selbst in der Lage sein, die entsprechenden Nahrungsmittel (sofern sie denn echte Nahrungsmittel sind), die gerade gebraucht werden, zu sich zu nehmen (z.B. durch Lust auf einen Apfel). Ein Nahrungsmittel hat nicht nur die Wirkung seiner mannigfaltigen Einzelstoffe (die wir nie so nachmachen können), sondern eine Gesamtwirkung. Es wäre töricht, die Wirkung z.B. einer Pflanze mit ihren Inhaltsstoffen allein beschreiben zu wollen (was jedoch allzu häufig geschieht).
Wer sich auf industriell gefertigte Einzelstoffe stützt, wird sich nie auf sein Gefühl verlassen können, sondern bleibt abhängig von Behandlern, Listen und einer sich neu etablierenden Pharmaindustrie. 
Trotzdem ist in seltenen Fällen gegen eine kurzzeitige Sublimierung von z.B. Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen, Vitalstoffen etc. nichts einzuwenden, solange dies nicht als alleiniges Therapieverfahren angesehen wird. Man sollte dabei aber wissen, daß nicht von Heilung gesprochen werden kann, wenn jemand ein Mittel nimmt, und die Symptome so lange weg sind, wie das Mittel genommen wird. Wird es aber abgesetzt, so sind die Symptome wieder da, und zwar nicht, weil es sich um einen quantitativen Mangel einzelner Stoffe handelt, sondern weil die Regulationsmechanismen des Individuums verschoben sind. Der Stoffhaushalt eines Menschen ist ein sehr sensibles System. Seine Regulation kann oft durch kleinste Gaben oder Reize beeinflußt werden, wodurch sich die Wirkungen von Homöopathie, Akupunktur und deren zahlreiche Verwandte auch erklären lassen. 
Der Mensch ist kein Sack, in dem man bei Mangel eines Stoffes an einer bestimmten Stelle denselben einfach hineinwerfen kann, und alles ist wieder in Ordnung. 
Das heißt: Wenn bei einem Lebewesen Symptome von Mangelerscheinungen eines Stoffes auftreten, obwohl dieser Stoff ausreichend mit der Ernährung zugeführt wird, muß man danach trachten, die Regulationsmechanismen im inneren und äußeren Stoffwechsel dahingehend zu verschieben, daß der geforderte Stoff dort wirken kann, wo er gebraucht wird.
Die gesteigerte Dosis des von außen zugeführten Stoffes würde nur zu einer weiteren Steigerung  des äußeren Bedarfes führen. Dies wäre zwar im Sinne des Verkäufers, aber nicht des Verbrauchers.
 

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