Gesellschaft für außergewöhnliche Ideen
Die Verfassung eines Staates sollte so sein, dass sie die Verfassung des Bürgers nicht ruiniere
Stanislaw Jercy Lec
Dr. med. Hannes Kapuste


Auszüge aus seinem Vortrag am 26. Jan. 2001 über

Fatale Versäumnisse der Schulmedizin

"Ich bedanke mich für die große Ehre, vor der Gesellschaft für außergewöhnliche Ideen zu sprechen und dabei doch recht 
naheliegende Ideen vorzutragen.

Da naheliegende Ideen durch die kluge Propaganda unseres News Management im Gesundheitswesen weit aus unserem Bewusstsein fortgeschwemmt werden können, ist es dann doch wieder außergewöhnlich, unbeirrt an ihnen festzuhalten.

Es geht dabei um die die Größenordnung der immanenten Spannung zwischen der Kompetenz des einzelnen Arztes und dem Fortschritt der gesamten medizinischen Wissenschaft. Zu glauben, dass der eine das andere beherrschen kann, ist naheliegend absurd. Und doch muß inzwischen keiner von uns mehr stöhnen oder lachen, wenn es heißt: ...,,fragen Sie Ihren ARZT"...

I Medizinisches Wissen und ärztliche Kompetenz:

Der Arzt im Dilemma

Was ich Ihnen zuerst vor Augen führen will, ist die Tatsache, dass das Volumen der für den ARZT relevanten medizinischen Informationen das Fassungsvermögen eines menschlichen Kopfes schon seit langem weit überschritten hat. Kein einziger der vielen Professoren, die ihr Spezialwissen in Wort und Schrift an die Medizinstudenten herantragen, ist selbst in der Lage, zu beherrschen, was der ARZT beherrschen soll. Und inzwischen gibt es schon viele Spezialgebiete, in denen die Diskrepanz zwischen Informationsvolumen des Fachgebiets und Kapazität eines Kopfes den einzelnen ARZT überfordern muss. 

Ich zeige Ihnen die erste Abbildung [aus: Information und Meta-Information - eine internationale Studie bei Ärzten, von Hannes Kapuste in black box Studien über die Ausbildung an der Universität, Band 1, Nr.3, Juni 1983, Institut für Ausbildungsforschung, München]

ABBILDUNG 1: Vergleich der Prozentzahlen von 1117 deutschen Medizinstudenten kurz vor dem Staatsexamen mit denen von 362 amerikanischen, kanadischen und schweizer Medizinstudenten vor ihren Abschlussexamen auf 180 multiple choice Fragen, die nach Einschätzung von Professoren der Medizin alle für den ARZT wichtig sind.

Wenn man mit Benjamin Bloom (Learning for Mastery 1968) davon ausgeht, dass ,,Eine Gruppe von Ausgebildeten als kompetent für ein bestimmtes Feld beruflicher Aufgaben gelten kann, wenn mit einem objektiven Test gezeigt werden kann, dass 95% der Gruppenmitglieder 95% der für das berufliche Feld inhaltlich gültigen Aufgaben richtig lösen." ist dieses Ergebnis sehr unbefriedigend.

Die Abbildung zeigt Leistungen, die von der oben formulierten Norm noch weit entfernt sind. Kein einziger der Studenten kommt an 95% richtiger Lösungen heran, geschweige denn der größte Teil der Gruppe. Dass das auch für amerikanische Medizinstudenten gilt, obwohl sie wie auch die kanadischen und schweizer Studenten deutlich besser als die deutschen waren, war 1968 die große Überraschung für uns. Wir hatten gehofft, mit Reformen der ärztlichen Ausbildung nach amerikanischen Vorbildern das Ziel, einen allgemein kompetenten ARZT auszubilden, doch noch retten zu können. Damit war es aber nach diesem Ergebnis vorbei. 

Anhand der Abbildung 2 will ich Ihnen noch zeigen, wie dieses Ergebnis bei den Examenskandidaten an der Universität München für die einzelnen Fragen ausgesehen hat. In der Abbildung entspricht jeder Punkt einem Wert auf der waagerechten Prozentskala für 1967 und einem anderen oder gleichen Wert auf der senkrechten Skala für 1968. Man sieht, dass die Werte sehr eng beieinander liegen. Das zeigt, wie genau wir sagen konnten, wie viel Prozent richtiger Antworten die ärztliche Ausbildung an der Universität München an den inhaltlichen Punkten der einzelnen Fragen erbringt. Die Korrelation zwischen beiden Wertepaaren beträgt 0.96.

Abbildung 2: Diagramm der Prozentzahlen richtiger Antworten von Examenskandidaten in München 1967 und 1968 auf Fragen des internationalen Tripod-Tests für Medizinstudenten und Ärzte.

Ganze zwei Fragen des Tests liegen in dem von Benjamin Bloom definierten Kompetenzbereich von 95%, einige liegen nahe daran, andere sind weit davon entfernt. Offensichtlich wird der Stoff von den Studenten am Ende ihrer Ausbildung bei weitem nicht beherrscht. Wer daran noch zweifeln möchte, lese die Aussagen dieser Studenten selbst. Wir konnten eine Zufallsstichprobe von 57 Studenten aus 64 zum Staatsexamen im Sommersemester 1967 in München angetretenen Vierergruppen befragen und das Ergebnis publizieren [Anlage 1] 

Nach diesen Überlegungen und Ergebnissen - und den Erfahrungen der meisten von uns - kann es einen allgemein kompetenten ARZT schon lange nicht mehr geben. Somit stellt sich die Frage, wie eine ärztliche Ausbildung und ein Gesundheitswesen aussehen müsste, in denen diese Tatsache berücksichtigt und jedem Arzt die Möglichkeit eingeräumt wird, sich seiner Kompetenz entsprechend zu spezialisieren. Dazu müßte dann ein System der ärztlichen Versorgung existieren, in dessen Strukturen die Kooperation der spezialisierten Ärzte auch gelingt: Jeder Patient muss die für seine Behandlung kompetenten Ärzte finden können. 

Wir haben seinerzeit ein Konzept für eine solche Lösung vorgestellt [Kapuste H, Schuster W, Sturm E: Differenzierte medizinische Ausbildung und regionale Patientenversorgung als Aufgaben eines medizinischen Fachbereichs. Ein Modell für die Universität Osnabrück. Schriften zum Bildungswesen in Osnabrück. Verlag A Fromm, Osnabrück 1972; sowie in: black box Studien über die Ausbildung an der Universität. Institut für Ausbildungsforschung GmbH, München, 1(2):35-106, Mai 1972]. Das Konzept ist nie verwirklicht worden. In der DDR gab es ein System von Ambulatorien, in denen die Kompetenzprobleme der einzelnen Ärzte viel besser gelöst werden konnten. Nach der Wiedervereinigung wurden sie alle aufgelöst. 

Unser Gesundheitswesen hat das Problem der mangelhaften ärztlichen Kompetenz nur propagandistisch gelöst, einerseits durch unrealistische Ratschläge wie ... fragen Sie Ihren ARZT... und dem entsprechend andererseits die ärztliche Ausbildung zu einem Training entwickelt, in unsicheren Situationen doch sicher und beruhigend aufzutreten. Das haben schon vor mehr als 40 Jahren die Erfahrungen von Soziologen ergeben, die dazu selbst Medizin studiert haben. [,,Training for Uncertainty" Renée Fox in ,,The Student Physician" von Merton, Reader und Kendall, Cambridge, Mass. 1957]. Der Soziologe Howard Becker beschreibt diese Anpassung in ,,The Fate of Idealism in Medical School" - das Schicksal des Idealismus in der ärztlichen Ausbildung [in Boys in White. Student Culture in Medical School, Chicago 1961].

Das müsste aber so nicht sein. Das Problem der Diskrepanz zwischen der Kapazität des einzelnen Menschen und dem Fortschritt seines Fachgebietes gibt es ja nicht nur in der Medizin, sondern fast überall. In der freien Wirtschaft vollzieht sich eine solche Entwicklung ohne große Probleme aufgrund der Wechselwirkung zwischen freien Preisen, Angeboten und Nachfrage.

Unser Gesundheitswesen aber verbietet dem ARZT, mit seinen Patienten ein Honorar für seine Arbeitszeit zu verabreden und setzt sowohl der Spezialisierung der ÄRZTE als auch ihrer Zusammenarbeit miteinander sehr enge Grenzen. Damit kann der Arzt dem Problem seiner systembedingten Inkompetenz in der Regel nicht mehr entfliehen. 

So zeigt unser Gesundheitswesen die Merkmale einer fehlfunktionierenden Planwirtschaft. Und ich stelle die Frage, warum sich so eine Planwirtschaft entgegen den allgemeinen Wertvorstellungen in unserer Demokratie so lange halten kann.

II Das Patentrecht und die Medizin

Das Patentrecht dient der Förderung von Erfindern, die mit einem Patent für eine gewisse Zeit ihre Erfindung ohne Konkurrenz vermarkten und damit sehr viel Geld verdienen können. Natürliche Substanzen können nicht patentiert werden. Damit kann mit allem, was der Liebe Gott an Substanzen und Mechanismen in die Natur und den Menschen gelegt hat, nicht viel gewonnen werden. Und da das Gesundheitswesen mit Gewinn wächst und mit Verlusten schwindet, hat das sehr konkrete Folgen auf die Forschung, Entwicklung und Betreuung von Medikamenten, Operationen und technischen Geräten. 

Der Natur fremde Medikamente, Xenobiotika, werden mit größtem Aufwand entwickelt, erforscht, produziert, beworben, vermarktet und gegen üble Nachrede verteidigt. Natürliche Substanzen, die eine normale, wesentliche, ,,orthomolekular" genannte Rolle im menschlichen Stoffwechsel spielen, sind die Waisen unter den Medikamenten. Sie lohnen kaum die Mühe, erforscht zu werden, und man kann sie gefahrlos verleumden, weil Lügen nicht verboten sind, sie niemandem gehören und daher niemand auf Schadenersatz klagen kann.

Dabei ist die Natur eigentlich nicht so schlecht. Und wenn man bedenkt woraus wir alle gemacht sind: einer Eizelle, einer Samenzelle und aus dem was unsere Mutter und wir gegessen und getrunken haben, müßte auch die Nahrung viele Bestandteile haben - wir nennen sie Nutrienten - die in den Stoffwechsel passen, der Gesundheit förderlich und den Krankheiten hinderlich sind. Aber, wie gesagt, können Hersteller, Vertreiber und Apotheker damit bei weitem nicht so viel verdienen, wie mit patentgeschützten Medikamenten, und dass macht sich deutlich bemerkbar.

Der Bruch in der ärztlichen Ausbildung

Vor 30 Jahren hat Roger Williams in der Einleitung zu seinem Buch ,, Ernährung gegen Krankheiten" [Nutrition Against Disease, New York1971] die Meinung vertreten, dass "die medizinische Theorie, die medizinische Ausbildung und die ärztliche Praxis den falschen Weg gegangen sind, und dass es uns allen darum schlechter geht." Er selbst hielt sich an die altehrwürdige Auffassung, dass die Medizin, nach angemessenem Sprachgebrauch, zur biologischen Wissenschaft gehört. Als Professor der Chemie hatte er schon 1933 zwei wichtige Vitamine, die Pantothensäure und später mit seinen Schülern die Folsäure, entdeckt. Durch seine Untersuchungen über die Wachstumsbedingungen von Hefezellen war er zu der Überzeugung gelangt, dass das nutriologische Mikromilieu unserer Körperzellen von entscheidender Bedeutung ist, und dass Mängel in Umgebung der Zellen eine wesentliche Ursache für Krankheiten sind. 

Unter der Überschrift "Der Bruch in der medizinischen Ausbildung" beschrieb er seine Sorge darüber, dass sich das Schwergewicht der Behandlung in der Schulmedizin von der Unterstützung der Natur mit natürlichen Mitteln zur Störung natürlicher Mechanismen mit nichtnatürlichen Chemikalien verschoben hatte. In dem oben schon zitierten Buch über "Ernährung gegen Krankheiten" bewies er schon 1971 an vielen Untersuchungsergebnissen, dass eine Revision dieser Tendenz dringend erforderlich ist.

Inzwischen hat sich die Tendenz aber noch weiter verschärft. Wenn man das Stichwortregister des Medikamentenverzeichnisses ROTE LISTE aufschlägt, findet man von A bis Z leicht 40 Klassen von Antagonisten, Hemmern, Blockern, Statica, Inhibitoren, Suppressiva, Züglern, Modulatoren, Anti’s, und Kontra’s, die Enzyme und andere metabolische Faktoren behindern sollen. Schon wegen des gewaltigen Informationsvolumens, dass mit diesen Xenobiotika in den Stoff der Medizin eingebracht worden ist, kann man sicher sein, dass der ARZT von den normalen Funktionen, die mit diesen Medikamenten behindert werden, nur ausnahmsweise ausreichende Vorstellungen hat. Die Liste der Nebenwirkungen, die mit diesen Mitteln zusammenkommen, ist so lang und unübersichtlich, dass sie einfach nicht ernst genommen wird, hat aber doch den konkreten Zweck, die Hersteller der Medikamente vor Regressansprüchen zu schützen. 

Die Orthomolekulare Medizin

Auch ein anderer berühmter Chemiker, Linus Pauling, war der Ansicht, dass die Schulmedizin einen falschen Weg eingeschlagen hat. Nach Erhalt seines zweiten Nobelpreises hatte er 1962 beschlossen, sich für die molekularen Grundlagen der Psychiatrie zu interessieren. Dabei las er mit Erstaunen, dass die beiden Psychiater Dr. Humphrey Osmond und Dr. Abram Hoffer ihren akut schizophrenen Patienten bis zu 50 g Vitamin B3 pro Tag verabreichten. Das erstaunte ihn sehr, nachdem er wusste, dass schon 5 mg dieses Vitamins pro Tag die Mangelkrankheit Pellagra verhindern können, die früher Hunderttausende das Leben gekostet hatte. Vitamin B3 hat also eine so geringe Toxizität, dass man zehntausend mal mehr als die Menge, die eine so starke physiologische Wirkung hat, davon nehmen kann, ohne dass es einem schadet. Die Toxizität von Vitamin C ist ebenso gering. Der Unterschied zwischen diesen Substanzen und anderen Medikamenten veranlasste ihn, sie als orthomolekular [von gr. orthos, gerade, richtig] zu kennzeichnen. In der renommierten Zeitschrift Science definierte Pauling 1968 in einem bahnbrechenden Aufsatz die Orthomolekulare Psychiatrie:

Orthomolekulare psychiatrische Therapie ist die Behandlung einer Geisteskrankheit durch Provision einer optimalen molekularen Umgebung für den Geist, insbesondere optimaler Konzentrationen von Substanzen, die normalerweise im menschlichen Körper vorkommen.

In den vergangenen 30 Jahren ist eine Fülle von weit mehr als zehn tausend wissenschaftlichen Arbeiten erschienen, die diese Ansätze von Williams und Pauling konkret geprüft und überzeugend bestätigt haben. Aber orthomolekulare Substanzen oder Nutrienten, also Vitamine, Mineralien, Spurenelemente, lebenswichtige Aminosäuren und Fettsäuren, sowie andere wichtige Kofaktoren und normale Metaboliten des menschlichen Stoffwechsels spielen nur eine minimale Rolle auf dem Arzneimittelmarkt. Das hängt damit zusammen, dass für die Zulassung von Arzneimitteln Kosten entstehen und Gebühren erhoben werden, die mit dem Verkauf von Nutrienten nicht mehr eingebracht werden können. Die Zulassung wird auch nur für eine Indikation vergeben. Und ein Arzneimittel darf nur eine, oder einzelne, wirksame Bestandteile haben, deren Beitrag zur Wirkung auch einzeln nachzuweisen ist. Alles dies sind Voraussetzungen der Zulassung als Arzneimittel, die für Nutrienten, die preiswert sind, keine Nebenwirkungen aber mehrere positive Effekte haben und am besten kombiniert gegeben werden, sinnlos und unüberwindbar sind.

Auch die auf den Markt kommenden Nahrungsergänzungsmittel, die Kombinationen von Nutrienten enthalten können, werden gesetzlich behindert. Ihre Dosierung wird - vor allem in Deutschland - auf Werte beschränkt, die weit unter dem Optimum liegen, obwohl sie in den optimalen Bereichen noch frei von Nebenwirkungen sind. Und Hersteller, Lieferanten und Verkäufer dürfen keine Hinweise darauf geben, welche konkreten Heilwirkungen man von den Nahrungsergänzungsmitteln erwarten kann. Das hat zu drei verheerenden Folgen geführt:

1. Nahrungsergänzungsmittel, die legal auf den Markt kommen, sind in der Regel zu niedrig dosiert, um die Hoffnungen zu erfüllen, die von ihren Bestandteilen in höheren Dosen zu erwarten wären. 

2. Optimal dosierte Nahrungsergänzungsmittel müssen vom Arzt verschrieben, einzeln bestellt und geliefert über Apotheken oder auf dem Umweg über Holland bezogen oder geschmuggelt werden.

3. Die Verbreitung von zutreffenden Informationen über die Heilwirkung von Nutrienten ist in den wichtigsten Bereichen illegal und strafbar.

Das Patentrecht und begleitende Gesetze haben somit einen systematischen Fehler in die Medizin eingeführt, der natürliche Heilmittel verdrängt. Im Gegensatz zu seinem Auto wird der Mensch nicht in der Regel mit Originalteilen behandelt, und schlechte Medikamente können bessere verdrängen, nur weil sie teurer sind.

III Biologische Logik: der wohlinformierte Patient und die nutriologische Medizin.

Wer sich davon überzeugen lässt, dass sich die Schulmedizin aus den
genannten und vielen anderen Gründen, die hier nicht behandelt wurden, seit langem auf Abwegen befindet - die offenen und verdeckten Einflüsse der Pharmazeutischen Industrie auf die Karrieren der Hochschullehrer allein sind ein abendfüllendes Thema - muß sehen, wie er den daraus folgenden Übeln persönlich entkommen kann. 

Dazu aber eine einschränkende Bemerkung: Nach wie vor gebührt der
wissenschaftlichen Medizin, die an den Hochschulen erforscht und
gelehrt wird, der erste Rang bei der Diagnose und Behandlung von
Krankheiten.

Die hier vorgetragenen Versäumnisse der Schulmedizin sind spezifischer
Art und Verallgemeinerungen sind gefährlich. Bei weitem nicht alle
Alternativen zur Schulmedizin sind vertrauenswürdig. Auch die
nutriologische Medizin, der hier das Wort geredet wird, beruht auf
wissenschaftlichen Quellen, die an den Hochschulen erarbeitet wurden.
Und sie versteht sich nicht als alternative, sondern als komplementäre
Medizin, eine Medizin, die auf den Errungenschaften der Schulmedizin
aufbaut und sie zu ihrem Vorteil ergänzt. 

Alternativ ist die Nutriologische Medizin in Bezug auf die Wahl der
Medikamente: Weil die Medizin die Biologie des menschlichen
Organismus noch nicht gut genug beherrscht, werden die riskanten
xenobiotischen Heilmittel so weit wie möglich durch eine gute Ernährung und Supplemente von Nutrienten und anderen orthomolekularen Heilmitteln ersetzt.

Die biochemische Individualität

Eine wichtige Grundlage der nutriologischen Medizin ist das
Wissen um die biochemische Individualität der verschiedenen
Arten und der menschlichen Individuen. Die individuellen
nutrientellen Bedürfnisse sind verschieden und die in der
Schulmedizin etablierten Normwerte dafür nicht verlässlich.
Verschiedene individuelle Ernährungsbedürfnisse beruhen auf:

                         1. Resorptionsdefekten, z.B.
                             für Vitamin C, Folsäure, Biotin,
                             beta-Carotin, Magnesium, Zink,
                             Kupfer und Tryptophan (Gaby und
                             Wright 1994), 

                         2. Transportdefekten, z.B. für
                             Folsäure und Vitamin B12, 

                         3. abnormaler Ausscheidung,
                             z.B. für Magnesium,

                         4. Enzymdefekten, z.B. in
                             Bezug auf Thiamin und Vitamin B6,

                         5. Enzyminduktion, z.B. durch
                             Vitamin B6,

                         6. genetischen Unterschieden
                             bei der Entgiftung, z.B. von Sulfit,
                             Sulfonamiden, Phenacetin oder
                             Formaldehyd,

                         7. erworbenen Unterschieden
                             durch intrauterine Schädigung oder
                             frühere Belastungen und 

                         8. dem Ernährungsstatus zur Zeit
                             der aktuellen Belastung. 

Diese Unterschiede der individuellen Ernährungsbedürfnisse bedingen
die vielen chronischen, aus der Sicht der Nutriologen
,,genetotrophischen Erkrankungen", die die Schulmedizin nicht optimal
behandelt, und begründen den Sinn des therapeutischen Prinzips der
Superernährung zur Absicherung gegen genetische oder erworbene
Schwächen.

Das Prinzip der Superernährung

Superernährung nach der Idee, die optimale molekulare Umgebung für
die Zellen des Körpers zu schaffen, zielt zuerst auf Erhöhung der
Qualität der Nahrung: variabel, so weit wie möglich naturbelassen,
Bevorzugung des Verzehrs der ganzen Zellen der Nahrungsmittel
pflanzlichen und tierischen Ursprungs und nicht so sehr der raffinierten
Stärke, der Fette oder Öle und des Zuckers.

Da die Zelle auf ausreichende Zufuhr aller essentiellen Nutrienten
angewiesen ist, gilt das nutriologische Teamwork-Prinzip, nach dem
mehr als 40 Nutrienten zu beachten sind. Für die Supplementierung gibt
es kein Optimum, das für alle Individuen gilt. Man muß verschiedene
Kombinationen bzw. Mischungen probieren, die von den Autoren
empfohlen oder von den auf Nahrungsmittelsupplemente spezialisierten
Herstellern fertig angeboten werden, um mit der Zeit das beste für sich
zu finden. Die Vitamine C, B1 (Thiamin), B3 (Niacin bzw. Niacinamid),
B5 (Pantothensäure), B6, B12 und E werden dabei oft 50 bis über
100mal höher dosiert, als den empfohlenen Diätetischen
Mindestmengen (RDA, DGE) entspricht, Vitamin B2 (Riboflavin) und
Biotin bis zu 50mal, Folsäure bis zu 10mal und die Vitamine A, D und K
sowie die Mineralien und Spurenelemente in Größenordnung der
Empfehlungen. 

Superernährung ist in weiten Bereichen präventive Medizin und zur
Verhinderung von Fehlbildungen und zerebralen Schädigungen während der Schwangerschaft, von kardiovaskulären Erkrankungen und
vorzeitigem Altern, von Stoffwechselstörungen, Adipositas,
Arthritis/Arthrose usw. und von Geisteskrankheiten aller Art von großer
Bedeutung.

Nutriologische Behandlung von Krankheiten

Die nutriologische Behandlung von Krankheiten wird durch mehr als
zehntausend schulmedizinische Arbeiten begründet, die in der
konventionellen Schulmedizin kaum berücksichtigt werden.

Die Erfolge bei Anwendung der nutriologischen Medizin in Bezug auf
chronisch behindernde und zu früherem Tode führende Krankheiten sind
sehr groß und ihre geringe Verbreitung daher nicht ohne weiteres
verständlich. Man muss sich daher konkret informieren und darauf
gefasst sein, dass ihre Anwendung durch eine Fülle verdeckter
Widerstände behindert wird. Ein besonders dramatisches Beispiel für
mögliche Erfolge der nutriologischen Behandlung ist die Todesursache
Nr. 1

Das Beispiel Herzinfark

Schon Ende der 50er Jahre berichteten südafrikanische Ärzte über
auffallende bzw. dramatische und fast unglaubliche klinische
Besserungen von Patienten mit Koronarsklerose und/oder Herzinfarkt
nach intramuskulären Injektionen von Magnesium und einen Rückgang
der Mortalität von 19-50% auf 1.6% bzw. von 30% auf 1% in dem auf
den Herzinfarkt folgenden Jahr. 1985, 1986 und 1990 haben dann
Doppelblindstudien nach frühzeitigen Infusionen von Magnesium
signifikante Mortalitätsverminderungen von 71%, 70% und 88%
bewiesen. 

Im Tierversuch verlängerte die Vorbehandlung mit Vitamin E die
Überlebenszeit bei Sauerstoffentzug um 89%, reduzierte die Größe des
Infarkts nach Abbindung der Herzkranzgefäße um 71% und verhinderte
Nekrosen bei 100% bzw. 77% der Tiere während nur 70% bzw. 26%
der Kontrolltiere keine Nekrosen zeigten. Inzwischen hat sich diese so
deutliche Schutzfunktion hoher Dosen von Vitamin E bei Erkrankungen
der Herzkranzgefäße auch in klinischen Studien am Menschen
zweifelsfrei erwiesen. 

In zwei beobachtenden Untersuchungen 1991 und 1993 verminderte die
Gabe von L-Carnitin die Mortalität nach einem Herzinfarkt in den
folgenden 14 bzw. 10 Tagen um 37% bzw. 72%. In einer kontrollierten
Untersuchung verminderten 4 g L-Carnitin pro Tag in dem Jahr nach
Entlassung aus dem Hospital nach einem Herzinfarkt signifikant den
Blutdruck und die Anzahl der Angina pectoris-Attacken, verbesserte die
Blutfettwerte und verminderte die Mortalitätsrate im Vergleich zur
Kontrollgruppe von 12.5% auf 1.2% um 90%. 

Andere Untersuchung sprechen für die Supplementierung mit den
Vitaminen C, B6 und B12, Folsäure, Betacarotin, Taurin, n-3-Fettsäuren und anderen Nutrienten. Eine formelle Untersuchung der kombinierten Anwendung dieser Maßnahmen steht wohl noch aus, man darf aber zweifellos sehr viel davon erwarten.

Die Erfahrungen der Ärzte und Therapeuten, die orthomolekulare
Therapien anwenden, sind in der Regel sehr befriedigend. 

Die folgende Tabelle enthält eine alphabetische Auflistung der Krankheiten, deren nutriologische Behandlung zu empfehlen und
bei Werbach und/oder Gaby und Wright beschrieben ist.

Tabelle 1: Krankheiten und Behandlungsquellen

Acne vulgaris [1-6], Adipositas [1-5], Aggressives Verhalten [1-3], AIDS [1-5], akute Infektion [5], Alkoholismus [1-6],
Allergie [1-5], Alopecie [5], Alzheimer (s. Demenz), Amyotrophe Lateralsklerose [2], Anämie [1-3, 5], Angina pectoris [5-6, 1-2?], Angiopathien
[1-4], Angst [1-6], Anorexie (s. Eßstörungen), antivirale Behandlung [5], Aphthen [1-6], Arthrosis deformans [1-6], Asthma bronchiale [1-6],
Atherosklerose [1-6], Aufmerksamkeitsstörung und Hyperaktivität [1-3, 5-6], Autismus [1-3], Autoimmunerkrankungen [1-2, 5],
Basedow-Krankheit [5], Brustkrebs, sekundärprävention [5], Bulimie (s. Eßstörungen), Bursitis [5-6, 1-2?], Candida-Mykosen [1-5], Chemische
Sensibilität (William Rea), Cholecystitis, akute [1-3, 5], Cholesterolämie [5-6, 1-2?], Chronisches Erschöpfungssyndrom [1-3, 5-6], chronische
Infektion, rezidivierend [5], Colitis Ulcerosa [1-3, 5-6], Colon irritabile [1-6], Demenz [1-6], Depression [1-5], Depression, bipolare [1-3],
Dermatitis herpetiformis [1-3, 5], Diabetes mellitus [1-6], diabetische Komplikationen [6], Diarrhoe [1-2, 4], Down-Syndrom [2-3],
Drogenabhängigkeit (Kapuste), Dumping_Syndrom [1-2], Dysinsulinismus [5], Dyskinesia tarda [1-2], Dysmenorrhoe [1-5], Ekzem [1-6], ,
Emphysem / chronische Bronchitis [6], Enteritis regionalis Crohn [1-3, 5-6], Entzündliche Darmerkrankung [4], Entzündungen [1-6], Epilepsie
[1-3, 5-6], Erkältung [4], Erschöpfungssyndrom [1-5], Erythema nodosum [5], Eßstörungen [1-3, 5], Facialisparese [5], Fehlbildungen,
Prophylaxe [5-6, 1-2?], Fersensporn [5], Fibromyalgie [2, 5], Gallenblasen_Erkrankungen [1-6], Gallensteine [5-6, 1-2?], Gedächtnisverlust und
Depression im Alter [6, 1-2?], Gicht [1-3, 5-6], Glaukom, primäres, nicht akutes [6], Glaukom [1-5], Guillaine-Barre Syndrom [5], Haarausfall (nicht
männlich) [5], Harnwegsinfektionen [4], Hepatitis [1-2, 4-6], Hepatitis, chronische, autoimmun [5], Herpes simplex [1-6], Herpes zoster [1-5],
Herzinsuffizienz [1-6], Herzrhythmusstörungen [1-5], Hypercholesterolämie [5], Hyperöstrogenismus [1-2], Hyperthyreose [5], Hypertonie
[1-6], Hypoadrenalismus (außer Morbus Addison) [5], Hypoglykämie, funktionelle [1-3, 5], Hypothyreose [5], Immundefizienz [1-4], Impotenz
[4-5], Induratio penis plastica [5], Infektion [1-6], Infektionen, häufige [5, 1-2?], Infertilität [1-6], Innenohr-Erkrankungen [1-5],
intermittierendes Hinken [5], Ischias [5], Kardiomyopathie [1-3], Karpaltunnelsyndrom [1-3, 5], Katarakt [1-5], Klimakterische Beschwerden
[1-6], Konjunktivitis [5], Kopfschmerzen [1-6], Krebs [1-5], Leberzirrhose [5], Lernstörungen [1-3], Lupus erythematodes [1-6],
Makuladegeneration [1-6], Mastopathie [1-3, 5-6], Menière-Krankheit [5], Menorrhagie [1-3, 5-6], Metrorhagie [5], Migraine [5-6, 1-2?], mit
Tabak zusammenhängende Krankheiten [2], Mitralklappenprolapssyndrom [1-3], Mittelohrentzündungen [5], Multiple Sklerose [1-6],
Muskelkrämpfe [1-3], Myasthenia gravis [5], Myopathie [1-2, 5], Myopie [2-3], Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten [1-3,5], Neuralgie und
Neuropathie [1-4], Neuromuskul. Degeneration [1-2], Nierensteine [1-6], Obstipation [1-4], Ödeme [1-2], Onychomykose [5],
Operations-Protokol [5], Organisches Hirnsyndrom [1-3, 5], Osteoporose [1-3, 5-6], Otitis media, rezidivierend bei Kindern [6], Parasitose,
intestinale [5], Parkinson_Syndrom [1-3, 5], Parodontopathien [1-2, 4-5], Polymyalgia rheumatica [5], Präeklampsie [5-6, 1-2?],
Prämenstruelles Syndrom [1-6], Prostataadenom [1-6], Prostatitis [4], Psoriasis [1-6], Purpura, gefäßbedingte [1-2], Raynaud_Syndrom [1-2, 5],
Refluxösophagitis [1-2, 4-5], Restless legs [1-2], Retinopathie [4], Rheumatismus [1-2], Rheumatoide Arthritis [1-3, 5-6], , Rhinitis, saisonale,
allergische [5], Rosacea [1-3, 5-6], Schizophrenie [1-3], Schlaflosigkeit [1-4], Schlatter-Osgood-Krankheit [5], Schmerzen [1-4], Schwangerschaft
und Krankheit [1-6], Seborrhoe [1-2, 5], Sehstörungen [4], Sjögren-Syndrom [5], Sklerodermie [1-5], Sportverletzungen [1-2, 4],
Thrombozyten-Hyperaggregabilität [5], Thyreotoxikose [5], Tinnitus [5, 1-3?], Tourette-Syndrom [2], Übelkeit und Erbrechen
[4], Ulcus pepticum [1-6], Ulkus der Haut [1-2], Urtikaria (chronische) [1-2, 5], Vasculitis [1-4], Veneninsuffizienz [4-5],
Verbrennungen [4], Vitiligo [1-2, 4-5], Wundheilung [1-2, 4], Zahnschmerz [5], Zerebrovaskuläre Insuffizienz [1-5], Zervix_Dysplasie [1-3,
5-6], Zöliakie [1-3, 5], 

Literatur

                    1 Werbach MR, Nutriologische Medizin, deutsch von H Kapuste, Hädecke Verlag, Weil der Stadt 1999, DM 238., 

                    2 Werbach MR, Nutritional Influences on Illness, CD-ROM, Third Line Press, Tarzana, Cal. 1998, Fax: 001818 7741575, $ 99, 

                    3 Werbach MR, J Moss ,Textbook of Nutritional Medicine, Third Line Press, Tarzana Cal. 1999,$ 74.95, 

                    4 Werbach MR, MT Murray, Botanical Influences on Illness, 2nd Ed.3nd Line Press Tarzana Cal 1999, $59.95, 

                    5 Gaby AR, Wright JV. Nutritional Therapy in Medical Practice. Nutrition Seminars, 325 South Washington Ave., Kent, WA 1998., 

                    6 Wright JV, Gaby AR. The Patient’s Book of Natural Healing. Prima Publishing, PO Box 1260 BK, Rocklin Ca 95677, 1999.

Adressen von Ärzten und Heilpraktikern, die sich für orthomolekulare Behandlungen interessieren, und in der GOMM, der
Münchener Gesellschaft zur Förderung der OrthoMolekularen Medizin e.V. , zusammengeschlossen haben, finden Sie im
Internet unter www.gomm.org, oder erhalten sie über Tel.: 089 543 8945 / Fax: 089 5440.
 

Diese Seite wird von Dr. Kapuste ständig, wenn nicht gar täglich erweitert, ergänzt und konkretisiert. 

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Berichte über: einige Aktivitäten und Veranstaltungen aus der letzten Zeit 
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