Gesellschaft für außergewöhnliche Ideen
Drais' Erben
Auch beim Fahrrad ist Fortschritt möglich

Fahrrad mit Z-Traktion

In den Tiefen seiner Schubladen fand Manfred Geith den folgenden Zeitungsartikel aus der Frankfurter Rundschau vom 18. September 1982. Der Verfasser Herbert F. Bode beschreibt darin den Vorläufer des Fahrrades, das wir am Freitag, dem 30. April 1999, im „Alten Wirt Ramersdorf“ um 19 Uhr vorstellen werden. Dieser Artikel gibt einen Einblick in die Ernsthaftigkeit und das Herangehen des Erfinders Obrist ~r fast zwanzig Jahren. Diese Erfindung darf nicht länger verschüttet bleiben:

Weniger Kraft beim Treten:
Ein Fahrrad mit "Z-Antrieb"

An Versuchen, den Fahrradantrieb zu verbessern, hat es zu keiner Zeit gemangelt. Seit etwa einem Jahr wird wieder ein Serienfahrrad mit Zahnradgetriebe (Kardanwelle) produziert (Feho STS 1/26, Preis über 1000 Mark) und damit an eine 1882 erstmals vorgestellte, wiederholt aufgegriffene Erfindung angeknüpft. Der Vorteil des gekapselten Antriebssystems wird freilich durch hohes Gewicht (20 kg), Hinterlastigkeit und deutlich geringeren Wirkungsgrad (durch hohe Reibungsverluste) im Vergleich zum Kettenantrieb mehr als aufgewogen.

Ein besseres und das heißt: physikalisch günstigeres und technisch einfacheres Antriebssystem als Zahnrad und Rollenkette ist derzeit nicht vorstellbar. Und doch wird immer wieder versucht, selbst dieses System mit dem einfachen Zahnrad, das die Kette antreibt, umzugestalten. Der Grundgedanke ist die Überwindung der Totpunkte beim Pedaltreten. Biophysikalisch betrachtet hat der Muskel seinen höchsten Wirkungsgrad bei einer bestimmten Arbeitsgeschwindigkeit und einem darauf abgestimmten Arbeitsrhythmus. Ihnen wird der kreisrunde Fahrradantrieb mit seinem (unbelasteten) oberen und unteren Totpunkt sowie der (relativ kurzen) Maximalbelastung beim Senkrechtreten keineswegs gerecht.

Versuche, den Kraftbereich der Tretkurve zu verlängern und die Totpunkte schneller zu überwinden, gehen meist von einem elliptischen Kettenrad aus. Versuchsfahrten in den USA lieferten exakte Meßergebnisse: Der Sauerstoffverbrauch der Fahrer sank gegenüber Versuchen mit einem runden Kettenrad im Durchschnitt um acht Prozent. Noch günstiger wirkte sich der ovale Antrieb auf den Kreislauf aus: Der Puls lag bei dieser Antriebsart wesentlich niedriger. Das elliptische Kettenrad hat freilich auch schwerwiegende Nachteile: Es erlaubt keine (vordere) Gangschaltung, und die hinteren Zahnritzel müssen exzentrisch gelagert werden, damit die Kette straff bleibt.

Eine technisch brillante Lösung, die vorteilhafte ellipsenförmige Tretbewegung mit dem kreisrunden Zahnantrieb zu kombinieren, stellt die "Z-Traktion" dar. Die Skizze zeigt einen Vergleich des Pedalwegs beim konventionellen Fahrradantrieb und bei der Z-TRAKTION. Tretlager und Kurbeln sind gleichartig, bei der Z-Traktion sitzen die Pedale am Ausleger einer Pleuelstange, deren unteres Lager an den üblichen Kurbeln montiert ist und deren oberes Ende in einer Schiene am Sattelrohr auf und abgleitet. So wird die skizzierte elliptische Tretkurve erreicht, mit der es tatsächlich gelingt, die Totpunkte zu überwinden bzw. mit einem Fuß ständig im Kraftbereich zu sein. Aus der Skizze ist auch ersichtlich, daß das obere Pedal sich bereits weit vorne befindet, wenn das untere den Totpunkt erreicht.

Unsere Versuchsfahrten bestätigten den ergonomisch günstigeren Bewegungsablauf der Z-Traktion. Die Tretbewegung ist deutlich harmonischer, und subjektiv fällt das Pedalieren leichter. Der Pedaldruck scheint in jeder Pedalstellung etwa gleich hoch, was sich besonders beim Anfahren, starkem Beschleunigen oder am Berg als angenehm erweist. Beim längeren Fahren fällt schließlich auf, daß die gleiche Leistung bei einer niedrigeren Tretfrequenz erreicht wird.

Die Vorteile des Antriebs mit der Z-Traktion liegen somit im ergonomischen Bereich, verbessert wird also das Mensch Maschine Verhältnis. Physikalisch wird durch die Z-Traktion keine Kraftersparnis erreicht - im Gegenteil, die Reibung der Pleuelstangen in der Führungsschiene führt zu geringfügigen zusätzlichen Reibungsverlusten. Das zusätzliche Gewicht dieser Antriebshilfe mit zirka 1,5 kg wirkt sich bei einem Leichtbaufahrrad nicht negativ aus.

Bedingt durch die veränderte, nach vorn verlegte Pedalkurve ist eine geringfügige Veränderung der Rahmenmaße notwendig. Die Montage dieses Antriebs an ein normales Rad ist also nicht möglich. Erstes serienmäßig mit der Z-Traktion ausgestattetes Fahrrad ist das "Continental", das in vier Ausstattungsvarianten vertrieben wird.

Das neue Antriebssystem der Z-Traktion wird vor allem bei Tourenfahrern ihren Gebrauchswert beweisen können. Das Fahren auf stark gebirgigen Strecken erscheint mit dieser Hilfe komfortabler und ermüdungsfreier. Sie ermöglicht einen kräftesparenden Schiebetritt mit gleitenden, fließenden Bewegungsabläufen Ein gewisses Maß an Innovationsfreudigkeit gehört sicher auch dazu, erhöht dieses Aggregat den Preis des Fahrrads doch immerhin um zirka 200 bis 250 Mark.


Daten + Preise
Typ: "Continental" mit Z-Traktion
Bezugsquellennachweis: Zweirad Ring GmbH, 8940 Memmingen
Rahmen: Stahlrohr gemufft
Rahmenhöhen: Herren 57 und 61 cm (saphirblau) Damen 53 cm (bordeauxrot)
Ausstattung: Wahlweise mit 6-Gang Kettenschaltung oder Commander Orbit 12-Gang-Schaltsystem (beide von Sachs), Renn oder Tourenlenker, Zubehörteile in Alu oder verchromt
Gewicht: Zirka 16 kg
Preisempfehlung: Je nach Ausstattung von 785 bis 896 Mark
Vertrieb und Service:
beim Fahrrad-Fachhandel.
Bitte wenden Sie sich mit Ihren Fragen nicht an die Gesellschaft für außergewöhnliche Ideen, sondern an Ihren Fahrradfachhändler.

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