An Versuchen, den Fahrradantrieb zu verbessern, hat es
zu
keiner Zeit gemangelt. Seit etwa einem Jahr wird wieder ein
Serienfahrrad
mit Zahnradgetriebe (Kardanwelle) produziert (Feho STS 1/26, Preis
über
1000 Mark) und damit an eine 1882 erstmals vorgestellte, wiederholt
aufgegriffene
Erfindung angeknüpft. Der Vorteil des gekapselten Antriebssystems
wird
freilich durch hohes Gewicht (20 kg), Hinterlastigkeit und deutlich
geringeren
Wirkungsgrad (durch hohe Reibungsverluste) im Vergleich zum
Kettenantrieb
mehr als aufgewogen.
Ein besseres und das heißt: physikalisch
günstigeres und technisch einfacheres Antriebssystem als Zahnrad
und Rollenkette ist
derzeit nicht vorstellbar. Und doch wird immer wieder versucht, selbst
dieses
System mit dem einfachen Zahnrad, das die Kette antreibt,
umzugestalten.
Der Grundgedanke ist die Überwindung der Totpunkte beim
Pedaltreten.
Biophysikalisch betrachtet hat der Muskel seinen höchsten
Wirkungsgrad
bei einer bestimmten Arbeitsgeschwindigkeit und einem darauf
abgestimmten
Arbeitsrhythmus. Ihnen wird der kreisrunde Fahrradantrieb mit seinem
(unbelasteten)
oberen und unteren Totpunkt sowie der (relativ kurzen) Maximalbelastung
beim
Senkrechtreten keineswegs gerecht.
Versuche, den Kraftbereich der Tretkurve zu
verlängern und die Totpunkte schneller zu überwinden, gehen
meist von einem elliptischen Kettenrad aus. Versuchsfahrten in den USA
lieferten exakte Meßergebnisse: Der Sauerstoffverbrauch der
Fahrer sank gegenüber Versuchen mit einem runden Kettenrad im
Durchschnitt um acht Prozent. Noch günstiger wirkte sich der ovale
Antrieb auf den Kreislauf aus: Der Puls lag bei dieser Antriebsart
wesentlich niedriger. Das elliptische Kettenrad hat freilich auch
schwerwiegende Nachteile: Es erlaubt keine (vordere) Gangschaltung, und
die hinteren Zahnritzel müssen exzentrisch gelagert werden, damit
die Kette straff bleibt.
Eine technisch brillante Lösung, die vorteilhafte
ellipsenförmige Tretbewegung mit dem kreisrunden Zahnantrieb zu
kombinieren, stellt die
"Z-Traktion" dar. Die Skizze zeigt einen Vergleich des Pedalwegs beim
konventionellen
Fahrradantrieb und bei der Z-TRAKTION. Tretlager und Kurbeln sind
gleichartig,
bei der Z-Traktion sitzen die Pedale am Ausleger einer Pleuelstange,
deren
unteres Lager an den üblichen Kurbeln montiert ist und deren
oberes
Ende in einer Schiene am Sattelrohr auf und abgleitet. So wird die
skizzierte
elliptische Tretkurve erreicht, mit der es tatsächlich gelingt,
die
Totpunkte zu überwinden bzw. mit einem Fuß ständig im
Kraftbereich
zu sein. Aus der Skizze ist auch ersichtlich, daß das obere Pedal
sich
bereits weit vorne befindet, wenn das untere den Totpunkt erreicht.
Unsere Versuchsfahrten bestätigten den ergonomisch
günstigeren Bewegungsablauf der Z-Traktion. Die Tretbewegung ist
deutlich harmonischer, und subjektiv fällt das Pedalieren
leichter. Der Pedaldruck scheint
in jeder Pedalstellung etwa gleich hoch, was sich besonders beim
Anfahren,
starkem Beschleunigen oder am Berg als angenehm erweist. Beim
längeren
Fahren fällt schließlich auf, daß die gleiche Leistung
bei
einer niedrigeren Tretfrequenz erreicht wird.
Die Vorteile des Antriebs mit der Z-Traktion liegen
somit im ergonomischen Bereich, verbessert wird also das Mensch
Maschine Verhältnis. Physikalisch wird durch die Z-Traktion keine
Kraftersparnis erreicht - im Gegenteil, die Reibung der Pleuelstangen
in der Führungsschiene führt zu geringfügigen
zusätzlichen Reibungsverlusten. Das zusätzliche Gewicht
dieser Antriebshilfe mit zirka 1,5 kg wirkt sich bei einem
Leichtbaufahrrad nicht negativ aus.
Bedingt durch die veränderte, nach vorn verlegte
Pedalkurve ist eine geringfügige Veränderung der
Rahmenmaße notwendig. Die Montage dieses Antriebs an ein normales
Rad ist also nicht möglich. Erstes serienmäßig mit der
Z-Traktion ausgestattetes Fahrrad
ist das "Continental", das in vier Ausstattungsvarianten vertrieben
wird.
Das neue Antriebssystem der Z-Traktion wird vor allem
bei Tourenfahrern ihren Gebrauchswert beweisen können. Das Fahren
auf stark gebirgigen Strecken erscheint mit dieser Hilfe komfortabler
und ermüdungsfreier. Sie ermöglicht einen
kräftesparenden Schiebetritt mit gleitenden, fließenden
Bewegungsabläufen Ein gewisses Maß an Innovationsfreudigkeit
gehört sicher auch dazu, erhöht dieses Aggregat den Preis des
Fahrrads doch immerhin um zirka 200 bis 250 Mark.
Daten + Preise
Typ: "Continental" mit Z-Traktion
Bezugsquellennachweis: Zweirad Ring GmbH, 8940 Memmingen
Rahmen: Stahlrohr gemufft
Rahmenhöhen: Herren 57 und 61 cm (saphirblau) Damen 53 cm
(bordeauxrot)
Ausstattung: Wahlweise mit 6-Gang Kettenschaltung oder Commander Orbit
12-Gang-Schaltsystem (beide von Sachs), Renn oder Tourenlenker,
Zubehörteile in Alu oder verchromt
Gewicht: Zirka 16 kg
Preisempfehlung: Je nach Ausstattung von 785 bis 896 Mark
Vertrieb und Service:
beim Fahrrad-Fachhandel.
Bitte wenden Sie sich mit
Ihren Fragen nicht an die Gesellschaft für
außergewöhnliche Ideen, sondern an Ihren
Fahrradfachhändler.
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