Sinusförmiger Strom durch eine Glühbirne und
pulsförmiger Strom bei elektronischen Geräten mit Schaltnetzteil
Rainer Dangschat
Sinus-Sperrwandler
Diplom-Ingenieur Rainer Dangschat
arbeitete 37 Jahre lang bei Siemens, Abteilung Leiter Anwendungstechnik,
Schwerpunkte Schaltnetzteile und TV-Technik. Dort entwickelte und erprobte
er seinen Sinus-Sperrwandler, den er als Europäisches Patent unter
der Nummer 0 464 240 B1 anmeldete und für den er Lizenzen vergibt.
Die Schaltnetzteile in Fernsehgeräten,
Monitoren und PCs entnehmen dem Stromnetz keinen Sinusstrom, sondern
pulsförmigen Strom. Dies steigert den Energieverbrauch, gefährdet
Drehstromnetze und erhöht die elektromagnetischen Störfelder.
Der neue Sinus-Sperrwandler kann die Probleme ohne zusätzlichen
Aufwand lösen.
Von oben nach unten: Bild 1 bis
Bild 4:
Die Steckdose bietet eine sinusförmige
Wechselspannung an (Bild 1). Nur das angeschlossene Gerät bestimmt,
wie der entnommene und auch wieder zurückfließende Strom aussieht.
Es gibt zwei Arten von Strom-Verbrauchern. Glühbirnen und Wärmegeräte
entnehmen einen sauberen, sinusförmigen Strom. Fernsehgeräte,
PCs und Monitore zählen zu den problematischen Verbrauchern, da sie
sich kurze Stromimpulse aus dem Stromnetz hacken und auch wieder zurückschicken
(Bild 2). Diese Geräte haben Schaltnetzteile, bei denen die Wechselspannung
zunächst mittels Brückengleichrichter und Kondensator in Gleichspannung
umgewandelt wird und nur beim Spannungsmaximum kurzzeitig Ladestrom in
den Kondensator fließt. Die Strompulse bestehen aus Oberschwingungen
und belasten das Stromnetz und die Umwelt.
Bei einem Fernsehgerät wirkt
sich das beispielsweise so aus: Zu dem eigentlichen Stromverbrauch von
100 Watt kommt wegen der pulsförmigen Stromform noch 90 Watt nutzlose
Blindleistung hinzu. Blindleistung wird nicht vom Zähler erfaßt,
muß aber in Generatoren erzeugt und über Transformatoren und
Kabel bis zum Kunden transportiert werden. Auch dafür muß Primärenergie
aufgewendet werden; schätzungsweise sind es 15 bis 20 %, verglichen
mit der Erzeugung von Wirkleistung. In Deutschland gibt es über 50
Millionen TV-Geräte. Bei 4 Stunden täglicher Betriebszeit verbrauchen
sie 7,3 Milliarden kWh. Die etwa 25 Millionen privaten und geschäftlichen
Computer mit Monitor und Drucker bringen es bei 200 Watt und 5 Stunden
täglich auf 9 Mrd kWh. Rechnet man die Videorecorder, Kopiergeräte
und die sonstigen elektronischen Geräte in Haushalt und Gewerbe dazu,
kommt man auf etwa 20 Mrd kWh Energieverbrauch und zusätzlich 18 Mrd
kWh Blindenergie. Ein Kraftwerk mittlerer Größe wird allein zur
Erzeugung dieser nutzlose Blindenergie gebraucht und könnte eingespart
werden, wenn die elektronischen Geräte sauberen Sinusstrom aufnehmen
würden.
Drehstrom und Wechselstrom
Unser Energieversorgungssystem basiert
auf dem Drehstrom. Die Generatoren im Kraftwerk erzeugen Drehstrom, Hochspannungsleitungen
transportieren ihn über weite Strecken und Transformatoren machen
daraus die 3 x 230 Volt, die schließlich im Zählerschrank und
auch im Küchenherd ankommen.
Der Unterschied zwischen Drehstrom
und Wechselstrom ist leicht zu erklären. In der normalen Wechselstrom-Steckdose
gibt es zwei Leitungen (der zusätzliche Schutzleiter führt
keinen Strom und ist nur für die Sicherheit da). Die beiden Leitungen
sind die “Phase”, die den Strom liefert, und der “Nulleiter”, durch den
der Strom wieder zurückfließt. Der Drehstrom ist ein spezieller
Wechselstrom. Er wird mit drei Leitungen (Phase 1, Phase 2, Phase 3) geliefert
und fließt in nur einem Nulleiter zurück. Die einzelnen Phasen
führen jeweils 230 Volt Wechselspannung, aber nicht gleichzeitig,
sondern in der Zeit um 120 Grad versetzt (Bild 3). Dadurch sind die drei
im Nulleiter zurückfließenden Ströme auch um 120 Grad
versetzt. Im Idealfall, wenn die drei Phasen gleichmäßig belastet
sind, kompensieren sich die drei Ströme und im Nulleiter fließt
kein Strom mehr.
Aber in einem Bürohochhaus
treten die schmalen pulsförmigen Ströme zeitversetzt auf (Bild
4) und können sich im Nulleiter nicht mehr kompensieren. Der Nulleiter
wird bis zum 3fachen belastet, dafür ist er in der Regel nicht ausgelegt.
Dies kann zu Überhitzung und Brandgefahr führen, da der Nulleiter
wegen der Unfallgefahr nicht durch Sicherungen geschützt werden
darf. Besonders die in direkter Nähe zum Kunden stehenden Drehstrom-Transformatoren,
die die Mittelspannung auf 3 x 230 V heruntertransformieren, werden durch
die hohen Nulleiterströme überlastet und durch Streufelder
im Wirkungsgrad beeinträchtigt. Sie erwärmen sich stärker
und stören die Umgebung durch lautes Brummen. Die Generatoren in den
Kraftwerken reagieren ebenfalls empfindlich auf die ungünstige Kurvenform
im Stromnetz. Da lange Freileitungen die Oberschwingungen dämpfen,
trifft dies besonders die kleineren Kraftwerke in Verbrauchernähe,
wie z. B. Blockheizkraftwerke.
Was sagt die Normung?
Die Normungsgremien arbeiten seit
über 10 Jahren daran, die in das Niederspannungsnetz zurückwirkenden
Oberschwingungen auf ein verträgliches Maß zu begrenzen. So
wurden die maximal zulässigen Oberschwingungen ermittelt, bei denen
gerade noch keine störende Beeinträchtigung von Transformatoren
und Generatoren und keine Gefährdung von Nulleitern in Drehstrom-Kabeln
gegeben ist. Gleichzeitig sollten die angeschlossenen Fernsehgeräte,
Monitore usw. nicht durch harte Auflagen unzumutbar verteuert werden. Es
mußte also ein Kompromiß zwischen den Energieversorgung-Unternehmen
und den Stromkunden gefunden werden.
Die jetzt gültige Norm EN 61000-3-2
besagt, daß Geräte mit einem Eingangsstrom entsprechend Bild
2 und einer Eingangsleistung bis zu 600 Watt in Klasse D fallen. Geräte
ab 75 Watt Leistungsaufnahme müssen ab dem 1.1.2001 genau festgelegte
Grenzwerte einhalten. Fernsehempfänger ab 70 cm und die meisten
PCs und Monitore ab 15 Zoll verbrauchen über 75 Watt und fallen damit
unter diese Regelung. Die in großen Stückzahlen verkauften Fernsehgeräte
mit Bildröhren von 37 bis 55 cm verbrauchen weniger und sind noch
nicht betroffen. Erst 4 Jahre später gelten diese Vorschriften auch
für Geräte ab 50 W. Leider wurden die Vorschriften immer wieder
verschoben und kommen schon fast zu spät. Eine spürbare Verringerung
der Oberschwingungsbelastung ist erst etliche Jahre nach Inkrafttreten
zu erwarten, da die bestehenden Fernsehgeräte eine Betriebsdauer von
10 Jahren (Bürogeräte 5 Jahre) haben. Auch sind die Grenzen
relativ harmlos. Die Strom-Qualität eines bestimmtes Gerätes
läßt sich am “Leistungsfaktor” ablesen. Das ist das Verhältnis
der Wirkleistung (W) zur Scheinleistung (VA). Normale Fernsehgeräte
liegen knapp über 50 %, die neuen Grenzwerte entsprechen etwa 70 %
und moderne Lösungen erreichen 90 bis 95 %.
Bisherige technische Lösungen
Alle Lösungsvorschläge
müssen vor dem Hintergrund der Mehrkosten bewertet werden. Fernsehgeräte
und Monitore stehen heute unter einem enormen Preisdruck. Sonderangebote
wie 699,- oder 799,- DM für ein 70 cm Gerät sind an der Tagesordnung.
Deshalb kann man die Hersteller verstehen, wenn sie sich weigern, auch
nur 5,- DM für zusätzliche Bauteile auszugeben. Die 5,- DM werden
im Verkaufspreis etwa 15,- DM und ein Preis von 714,-DM ist praktisch
nicht durchsetzbar. Der Mehraufwand ginge also voll zu Lasten der Gewinnspanne.
Schaltet man in den Netzeingang
des Gerätes eine größere Drosselspule mit Eisenkern, so kann
man die einzelnen Stromimpulse in Bild 2 etwas verlängern und die Oberschwingungen
unter die Grenze drücken. Nachteile sind Kosten von 3 bis 8,- DM,
das Gewicht und die Baugröße der Spule. Das magnetische Streufeld
kann die Farbreinheit der Bildröhre stören.
Eine weitere Lösung ist der
aktive Power Faktor Controller (PFC). Dies ist ein zusätzliches
Schaltnetzteil, das sinusförmigen Strom aufnimmt und eine Zwischen-Gleichspannung
von etwa 400 Volt abgibt. Ein zweites Schaltnetzteil, ein üblicher
Sperrwandler, erzeugt daraus die stabilisierten Ausgangsspannungen. Diese
zweistufige Schaltung ist die seit vielen Jahren bekannte Standardschaltung
zur Begrenzung der Oberschwingungen. Nachteile sind die beträchtlichen
Mehrkosten, das größere Bauvolumen und der etwa 10 % geringere
Wirkungsgrad.
Neue Lösung: der Sinus-Sperrwandler
Dieses Schaltnetzteil basiert auf
dem Sperrwandler mit TDA 4605, der mit etwa 200 Millionen Stück
weltweit zu den erfolgreichsten zählt. Die Schaltung wurde so verändert,
daß sie gleichzeitig als PFC arbeitet und nahezu perfekten Sinusstrom
mit einem Leistungsfaktor von 94 % aufnimmt. Die geforderten Grenzwerte
für Oberschwingungen werden also mit großem Sicherheitsabstand
erfüllt. Der Sinus-Sperrwandler ist die bisher erste Schaltung, die
ohne zusätzlichen Materialaufwand gebaut werden kann. Bei Geräten
für höhere Leistung und weiten Netzspannungsbereich lassen sich
sogar deutliche Einsparungen erzielen.
Umweltbelastung
Mit sinusförmigen Strom wird
die Verschmutzung des Netzes durch Oberschwingungen vermieden und die
elektromagnetischen Störfelder werden reduziert. Wissenschaftlich
ist noch nicht erwiesen, ab welcher Feldstärke und Frequenz ein schädlicher
Einfluß gegeben ist. Aus der Fülle der Veröffentlichungen
läßt sich aber die Tendenz herauslesen, daß die von Oberschwingungen
erzeugten Felder physiologisch vielfach ungünstiger sind als bei sauberem
Sinusstrom. Z. B. haben die von den pulsförmigen Strömen ausgehenden
magnetischen Felder eine viel stärkere Auswirkung auf empfindliche
medizinische Implantate. Auch ein sauberes Stromnetz ist ein Beitrag zur
sauberen Umwelt.
Kontakt:
Dipl.-Ing. Rainer Dangschat
Jahnstr. 8
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Tel. (089) 9032907
Fax (089) 9037567
E-Mail: dangschat@arminwitt.de
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