Gesellschaft für außergewöhnliche Ideen

                      Chronik by Toni Müller

Veranstaltungen und Präsentationen 1998:

30. Januar 1998
Josef Moser, bildender Künstler und Erfinder
Windkraft

Resümee: Des Erdingers Energie in Schönheit und innovativer Kraft

Kann diese Kunst auch etwas leisten oder ist sie nur schön?“, fragten viele Besucher am 30. Januar 1998 bei der Gesellschaft für außergewöhnliche Ideen. Auf den Tischen standen vier imposante Modelle eines neuartigen Einflügelrotors und vermittelten dem Eintretenden zunächst den Eindruck, er sei versehentlich auf einer Vernissage gelandet. Nicht ganz zu Unrecht, denn hier präsentierte der bildende Künstler und Erfinder Josef Moser aus Erding seine neueste Erfindung. Der vertikal gelagerte Windflügel dreht sich so leicht um seine eigene Achse, daß er in Verbindung mit einem Generator auch bei leichtestem Wind Energie erzeugt. Als Josef Moser erzählte, daß man diesen Windflügel bis zu 200 Meter hoch bauen könne und er dann so auf umweltfreundliche Weise 10 Megawatt Strom liefern würde, kündigte der anwesende Stadtrat Thomas Hanna spontan an, er werde gleich am Montag an den Münchner Stadtrat die Anfrage richten, warum denn die Landeshauptstadt München nicht umgehend einen solchen Rotor auf dem Schuttberg installiere. Um dieses Kunstwerk aufzustellen, benötige man schließlich keine langwierige Baugenehmigung wie für andere Kraftwerke.

Eine Besonderheit an dieser neuen Windanlage ist, daß sie nur aus einem einzigen Stück hergestellt wurde. Während andere Anlagen mit einem hohen Mast, einer Gondel und mehreren Flügeln ausgestattet sind, kann Moser auf all diese schweren und störanfälligen Teile verzichten. Daher muß sein Rotor bei Sturm auch nicht, ein entscheidenes Manko anderer Windkraftwerke, wegen drohender Überlastung ausgerechnet dann abgebremst werden, wenn das Wetter eine besonders hohe Energieerzeugung ermöglichen würde. Deshalb kann die Erfindung von Josef Moser höher und leistungsfähiger dimensioniert werden.

Ein weiterer Aspekt ist die Geräuscharmut des Rotors. In jahrelanger Forschung entwickelte Josef Moser eine spezielle Oberflächenstruktur. Kein Wunder, daß eines Tages Vertreter der Bundeswehr in seiner Werkstatt standen. Solche Bauteile hatten sie schon lange gesucht - für ihre Kampfhubschrauber und U-Boote.

Leider war die Zeit zu kurz, um auf die vielen anderen Entwicklungen und Patente aus Mosers zwanzigjährigem Erfinderleben einzugehen. Immer wieder kam das faszinierte Publikum auf den Windflügel zurück und fragte nicht nur nach technischen Details, sondern auch nach der Möglichkeit, diesen Windflügel für die Weltausstellung im Jahre 2000 aufzustellen. Er könnte ebenso wie der Eiffelturm in Paris oder das Atomium in Brüssel zu einem dauerhaften Symbol für den Standort Deutschland werden. Allerdings mit dem kleinen Unterschied, daß dieses Symbol aus Erding Strom erzeugt.

ein Bild des Flügels und weitere Informationen hier: Josef Moser (Windkraft)

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13. Februar 1998
Dr. Helmut Hoegl, Diplom-Chemiker und Erfinder
Solarzelle

Ankündigung: Dr. Hoegls neue Solarzelle

Am Freitag, dem 13. Februar 1998, spricht Dr. Helmut Hoegl vor der Gesellschaft für außergewöhnliche Ideen über seine wichtigsten Erfindungen. Dr. Hoegl trug durch seine Erfindung der Kunststoff-Photoleiter entscheidend zur Entwicklung der heute weltweit verbreiteten Xerographie bei. Als Direktor des Batelle-Instituts in Genf entwickelte er dann eine neue, drahtförmige Solarzelle. Sie ist nicht nur erheblich billiger in der Herstellung und wirkungsvoller bei der Energieerzeugung, sondern auch universell einsetzbar und beliebig groß dimensionierbar. Doch mit dieser Erfindung scheint er die Interessen gewisser Kreise zu stören.
Resümee:

Wer etwas erfindet und es patentieren lassen will, warte besser damit, bis er seine Rente hat. Andernfalls wird er sich ziemlich sicher ruinieren, seine Familienverhältnisse zerrütten, womöglich vor Gericht stehen und im Gefängnis landen.

So kraß bilanzierte der 71jährige Erfinder Dr. Helmut Hoegl seine Erfahrungen mit seiner Erfindung einer neuen Solarzelle. Abwegig ist seine Vorstellung nicht, wie unzählige Erfinderbiographien beweisen. Wäre Dr. Hoegl selbst dreißig Jahre jünger und hätte seine gesamten Ersparnisse in die Entwicklung seiner Idee und geborgtes Geld in die weltweite Patentanmeldung gesteckt, müßte er sich heute mit zwielichtigen Geschäftsleuten oder gar mit Vertretern von Banken und Stadtsparkassen ein- und aufs Kreuz legen lassen.

Statt dessen ist er heute der Ansicht, er habe mit dem Akt des Erfindens genügend Vorleistung erbracht. Er kann sogar kostspielige Modelle vorweisen, die zeigen, daß seine Solarzelle funktioniert und wesentlich kostengünstiger produziert werden kann als die herkömmliche. Daß er sich seit der Patentierung mit dubiosen Geschäftemachern und Sprücheklopfern herumärgern muß, betrachtet er als unvermeidbare Begleiterscheinung.

Aber Dr. Hoegl ist nicht nur der typisch verkannte Erfinder, den es zu allen Zeiten gegeben hat und der erst nach seinem Tode zu Ruhm und Ehre kommt. Er kann heute schon auf einen riesigen Erfolg verweisen. Als junger Mann hat er mit einem von ihm erfundenen lichtleitenden Kunststoff entscheidend zur Entwicklung der Xerokopie beigetragen und den weltweiten Siegeszug des Fotokopierers und des Laserdruckers ermöglicht. Man kennt also ihn und seine Verdienste, weiß in der Branche um seine Seriosität und achtet ihn als ehemaligen Direktor des Battelle-Instituts in Genf. Die neue drahtförmigen Solarzelle entwickelte er dann ab Mitte der 80er Jahre in München.

Verglichen mit herkömmlichen Solarzellen ist Dr. Hoegls Twin-Solar-Zelle effizienter, universell einsetzbar und beliebig dimensionierbar. Noch wichtiger allerdings ist, daß sie in der Herstellung ganz ohne staatliche Subventionen gerade einmal ein Zehntel der handelsüblichen Solarzellen kosten würde. Elektrizität aus Solarzellen wäre also endlich für jedermann erschwinglich. Aber es findet sich kein Fabrikant, der sich erstens gegen die Energie- und zweitens gegen die heute so mühsam etablierte Solarlobby stellen will und mit der Produktion der Hoeglschen Solarzelle beginnt.

Dr. Helmut Hoegl (Solarzelle)

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27. Februar 1998
Günther Ortlepp, Ingenieur und Erfinder
neuer Heftklammerapparat

Resümee:
"Meine Erfindung hat mittlerweile mehr Länder gesehen als ich." Dem Publikum blieb das Lachen im Halse stecken, als Dipl.-Ing Günther Ortlepp aus Thüringen vor der Gesellschaft für außergewöhnliche Ideen erzählte, was ihm in den letzten Jahren mit seinem neuartigen Heftklammerapparat widerfahren ist. Die Entwicklung einer neuen Heftklammer scheint im ersten Moment albern. Aber Ortlepps Argumentation ist stichhaltig: Weil eine mit unseren heutigen Klammergeräten gebogene Klammer x-mal mehr Platz an der oberen Ecke gehefteter Blätter beansprucht als die Dokumente selbst, können die Aktenordner nur zum Teil ausgenutzt werden. Eigentlich ist Ortlepps Erfindung nicht der Rede wert. Doch bei näherem Hinschauen liegt ihr Nutzen auf der Hand: Die wenigen Millimeter Platzersparnis pro Klammer summieren sich auf unzählige Aktenordner in kilometerlangen Regalen. Niemandem aus den Generationen von Bürokraten, die seit über hundert Jahren ihre Vorgänge klammern und abheften, ist bislang in den Sinn gekommen, daß sie in ihren Amtsstuben auch angewärmte Luft archivieren. Die Bürobedarfsindustrie läßt sich seit Jahren neugierig Orlepps Muster, Patente und Beschreibungen sogar bis nach Indonesien zuschicken, um Monate später zu entscheiden, daß der Markt diese Verbesserung nicht brauche.

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13. März 1998
Willi Kirchensteiner, Studienrat und Erfinder
Solarstromfahrzeug

Resümee: Der Botschafter der Sonnenkraft

Die Energie schickt uns der Himmel. Auf die der Bayernwerke könnten wir irgendwann verzichten, behauptet Willi Kirchensteiner. Der Berufsschullehrer und Energie- und Solarbeauftragte für Münchner Schulen propagiert unermüdlich die Vorteile der Solartechnik und des Energiesparens.

Eines seiner großen Verdienste besteht darin, daß es ihm vor acht Jahren gelang, die Solartechnik in der Handwerksausbildung zu verankern. In den Ausbildungsplänen der Berufsschulen hält sie erst langsam Einzug. Trotzdem sind heute europaweit etwa 700 junge Leute dazu ausgebildet, Solaranlagen fachgerecht zu installieren, denn die Stadt München hat den gelernten Heizungsmonteur und Elektroinstallateur zum pädagogischen Berater bestellt, und die Europäische Union beauftragte ihn, einheitliche Lehrpläne im Bereich der Solartechnik zu entwickeln.

Die Handwerkskammern allerdings verweigern bisher nicht nur jede Zusammenarbeit mit den Ausbildungszentren, sondern bezeichnen auch das Abschlußzertifikat der jungen Handwerker öffentlich als wertloses „Jodeldiplom“.

Am Freitag, dem 13. März 1998 wird Willi Kirchensteiner seinen Vortrag vor der Gesellschaft für außergewöhnliche Ideen mit eindrucksvollen Demonstrationen und Lehrbeispielen unterstreichen. Ein Höhepunkt wird dabei das von ihm erfundene und entwickelte Elektrofahrzeugkonzept sein. Achten Sie also bitte auf sein direkt vor dem Veranstaltungslokal parkendes Elektromobil.

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27. März 1998
Carl Amery
Publizist und Visionär

Resümee:
Am Freitag, dem 27. März 1998 zu Gast bei der Gesellschaft für außergewöhnlichen Ideen: Carl Amery, der große bayerische Schriftsteller, im Gespräch mit freien Erfindern
„Der Mensch kann die Krone der Schöpfung nur bleiben, wenn er weiß, daß er sie nicht ist.“

„Ein System, das die Untertanen laufend zu Konsumorgien stimuliert und dann darüber jammert, daß die Wälder verschmutzt werden, gleicht einem Illustriertenverleger, der seine Kunden mit Pornofeatures bedient und gleichzeitig die CSU finanziert, damit wieder Recht und Sitte einziehen in deutschen Landen.“

„Frühere Kulturen kannten dennoch Sanktionen für dergleichen (Umweltverschmutzung). So sah ein Gesetz des Zarathustra vor, daß jeder, der einen Fluß verunreinigt, an den Ufern eben dieses Flusses aufgehängt werden sollte. Die 400 verantwortlichen Aufsichtsräte Westeuropas am Loreleifelsen baumeln zu sehen, wird uns wohl nicht vergönnt sein, aber hier genügt es, ihre Verantwortlichkeit (und das heißt immer noch die Größe ihres fortlaufend begangenen Verbrechens) festzuhalten.“

„Dazu kommt der rapide Verfall unserer inneren Verfassung. Ich behaupte, daß das Potential an kalter Grausamkeit, das heute einem Hitler zur Verfügung stehen würde, unendlich größer ist als es 1933 war.“

„Bisher ist es nicht gelungen, einen nennenswerten Teil der Nation praktisch, d. h. mit Folgen für die eigene Lebensführung, vom Ernst der ökologischen Lage zu überzeugen ... Dies ist, so meine ich, nicht eigentlich verwunderlich. Zu hinreißend waren und sind die Jahrzehnte plebejischen Wohlstandes, an die wir uns alle gewöhnt haben. Um so wichtiger aber ist der ständige hartnäckige Hinweis, daß dies alles nicht dauern wird, nicht dauern kann; daß die Natur Gesetzen folgt, die sich mit den Zielen unserer Kultur nicht vereinen lassen. Umso wichtiger ist die beständige aggressive Frage an die politischen und wirtschaftlichen Lügner, denen wir ausgeliefert sind, wie sie sich eigentlich die Fortsetzung dieses Raubbausystems in die Zukunft hinein vorstellen - und der Entwurf von Gegenbeispielen.“

Alle Zitate aus Carl Amery:
Die ökologische Krise,
Süddeutscher Verlag

„ ... Was ich mir am meisten wünsche, und das ist hervorgegangen aus dem, was Witt schon gesagt hat, ist, daß Erfindungen umweltfreundlich - ich hasse diesen Ausdruck - jedenfalls im Einklang sind mit der langfristigen Zuträglichkeit für unserer Biosphäre.
Und das zweite, das ich mir wünsche, ist, daß diese Erfindungen möglichst „demokratisch“ sind. Für mich heißt das, daß dieser Erfindungen dezentral angewendet werden können. 
Ich möchte aber hier auf etwas aufmerksam machen, das viel wichtiger ist als das, was wir hier über unser eigenes Geld reden: In Paris laufen gerade Verhandlungen, die nennen sich M A I: mutuales Abkommen über Investitionsschutz. Das läuft zwischen 29 OECD-Staaten. Wenn man das Dossier studiert, so erkennt man schnell, das nicht nur die faktische, sondern schon formelle Übernahme der politischen Entscheidungen durch die Großkonzerne ist: Danach sind alle Investitionen für diese Konzerne geschützt, und alles wird nach der Meistbegünstigtenklausel investierbar.
Selbstverständlich auch die ganzen GEN-Sachen. Ihre Investitionen werden grundsätzlich geschützt, lokale Gesetzgebung über ökologie oder auch Sozialtarife und all diese Dinge werden in den nächsten fünf Jahren zurückgerollt; und selbst wenn ein Staat nun raus will aus diesem Vertrag, kann er das in den nächsten 15 Jahre nicht. Wenn also Mercedes Autos baut, dessen Abgasqualifikationen denen des Staates Kalifornien nicht standhalten (und das tun sie nicht), kann Mercedes nach dieser Konvention den Staat Kalifornien auf Millionenbeträge wegen Wettbewerbsverzerrungen verklagen. Das macht ein Staat zwei-, vielleicht dreimal. Kanada hat jetzt im Rahmen der Naffta einen 250-Millionen-Dollar-Prozeß von einem amerikanischen Pharmakonzern aufgebrummt bekommen, die etwas Pharmazeutisches verkaufen wollten, das nach kanadischen Standards nicht zulässig ist.
Das ist unsere Zukunft, denn dieser Vertrag wird in der öffentlichkeit kaum diskutiert, unsere Presse hält sich vornehm zurück. 
Eigentlich müßten sämtliche Nationalstaaten eine heilige Allianz schließen gegen dieses Pack.“

Weiter Informationen dazu über www.germanwatch.de

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1. Mai 1998
Diskussion

Warum werden Erfindungen verhindert und Erfinder unterdrückt?
Wer hat ein Interesse daran, und welche Mittel und Methoden kommen zum Einsatz?

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15. Mai 1998
Frank Stelzer, Motorenerfinder
Freikolbenmotor

Frank Stelzer (Freikolbenmotor)

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